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24. April 2000
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Toll, Wilhelm! MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON, 1981
schreibt:

Tell, Wilhelm, schweizer. Sagengestalt, Nationalheld der Schweiz. Nach der Sage wird T., ein Jäger und Meisterschütze aus dem Dorf Bürglen (UR), von dem habsburg. Landvogt H. Geßler gezwungen, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Nach Gelingen des Schusses tötet T. den verhaßten Tyrannen und gibt damit das Zeichen zum Volksaufstand gegen die habsburg. Herrschaft. Aus dem Anfang des 16. Jh. stammt das "Urner T.-Spiel"; 1734 erschien Aegidius Tschudis "Chronicon Helveticum", das neben J. von Müllers "Geschichten der schweizer. Eidgenossenschaft" (1786-1808) Quelle für Schillers klass. Drama "W.T." (1804) wurde.

oder: Die Wahrheit über Wilhelm Tell!
"Bezähme jeder die gerechte Wut
Und spare für das Ganze seine Rache,
Denn Raub begeht am allgemeinen Gut,
Wer selbst sich hilft in seiner eigenen Sache."

(aus "Wilhelm Tell", Schauspiel in 5 Akten von Friedrich von Schiller, 1804)

Ja, ist es nicht so, daß viele Raub begangen haben am Leben Wilhelm Tells, indem sie es zu allgemeinem Gut erklärten, um sich in ihren eigenen Sachen zu helfen? Ist es nicht so, daß sie Raub begangen haben an einer Person, die in der uns übermittelten Form nie existierte?

Wie erklärt es sich, daß das Wort "Tell" gleichzeitig die Bezeichnung für einen Ruinenhügel ist (siehe MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON, 1981)?

Haben sich vielleicht alle, die sich Wilhelm Tell zu eigen gemacht haben, um mit seinem Namen Geld zu verdienen – und das waren nicht wenige – hier bedient: auf einem Ruinenhügel? Haben Sie nicht versucht, aus Bruchstücken zusammenzufügen, was längst nicht mehr zusammengehört? Haben Sie dabei nicht vergessen, was zuerst da war – Apfel oder Ei, Ei oder Apfel?

Mehr noch: haben nicht gerade die Angel-Sachsen in höchst kompensatorischem Akt gerade seinen Namen zu einem Verb erhoben – wohl wissend, daß sie (wie ihr Name verrät) wohl mit Angeln, nicht aber mit einer Armbrust umzugehen verstehen?

Ist es da noch weiter verwunderlich, daß die wahre Geschichte des gar nicht so heldenhaften Wilhelms, so wie sie sich wirklich zugetragen hat, gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein scheint?

Nein! Und deshalb hier – soweit historisch rekunstruierbar:

SCHWARZE LISTE

Sie alle haben sich selbst geholfen durch den Raub am allgemeinen Gut Wilhelm Tells:

Friedrich von Schiller durch das Geld aus seinem Schauspiel "Wilhelm Tell".

Chuck Berry adaptierte das alte Schweizer Volkslied "Toll, Willy, toll" und machte daraus "Jonny B Goode". Wieviel er damit verdiente ist nur zu schätzen.

Die Briten. Sie hätten sonst bis heute kein Wort, das u.a. die Bedeutungen "zählen, sagen, berichten, erzählen unterscheiden ..." in sich vereint.

Für weitere sachdienliche Hinweise ist Ihnen die Living Webcam dankbar.

Die wahre Geschichte des Wilhelm Tell
Wilhelm war nicht Jäger und Meisterschütze wie uns die Sage berichtet. Vielmehr war er Sammler mit Meisterschürze. Er sammelte zu jeder Jahreszeit Schürzen. Ja, er jagte sie nicht – wohl weil ihn die Frauen (ob seiner kleinen Gestalt und seines häßlichen Anblicks) nicht jagen ließen. Sobald also eine Frau aus dem Dorf Bürglen (UR) Wilhelm nur aus der Ferne erblickte, warf sie ihre älteste Schürze aus dem Fenster oder weit von sich oder beides ... Wilhelm nahm die solcherart entsorgte Schürze auf und trug sie nach Hause. Im Laufe der Jahre wurde er so zum ersten historisch verbürgten Schürzensammler, der im Fortgang der Menschheitsgeschichte keine Epigonen fand.

Bereits an dieser Stelle kommen wir zu einer ersten deutlichen Geschichtskorrektur: Wilhelm Tell, hieß gar nicht Tell. Er wurde vielmehr von den Dorfbewohnern Wilhelm der Tolle genannt. Toll als Synonym für verrückt, versteht sich.

Erst als Toll auf der Konotationsebene in zunehmendem Maße zu einer positiven Eigenschaft mutierte und einige Schwyzer nicht Willens waren, Wilhelm diese Ehre zu erweisen, wurde der Name in Tell umgewandelt.

Am Tage, da die Schwyzer den Rütli-Schwur ablegten ist Wilhelm tatsächlich nicht anwesend. Die Formel "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, / In keiner Not uns trennen und Gefahr." sollte nach dem Willen aller Anwesenden nicht fürWilhelm gelten. Ihm verlieh man – quasi als Kainsmal des Ausgestoßenen – in Abwesenheit die Meisterschürze. Die Tragik nahm ihren Lauf.

Der Versuch, die Tyrannenmacht der Habsburger zu brechen führte im ganzen Reich zu einer akuten Schürzenknappheit. Wilhelms letzte – wenn auch unfreiwillig – gesammelte Schürze war eben diese Meisterschürze. Bestürzt über den Umstand des Schürzenmangels beschloß der bereits in seiner Kindheit der Verwirrung anheimgefallene Wilhelm, Ostereier zu sammeln.

Dem habsburgischen Landvogt Heiner Geißler (auf Bitten seines gleichnamigen Nachfahren und CDU-Politikers in anderen Quellen als H. Geßler bezeichnet) beliebte es nicht, derart verwirrte (tolle) Menschen in seinem Herrschaftsbereich zu dulden. Er forderte Wilhelm deshalb just am Ostermontag auf, Selbstmord zu begehen. Wilhelm, treu ergeben, will allerdings das Jenseits nicht ohne die letzte Trophäe seines Sammelns betreten. Er setzt sich das eben gefundene Ei auf den Kopf und schießt ... daneben (wie das Bild oben beweißt).

Vor Scham im Antlitz gerötet, ergreift Wilhelm Toll die Flucht in den Wald und ward von diesem Tag an von niemandem mehr gesehen.

Die Eidgenossen schließlich, als sie die Herrschaft des Tyrannen beendet hatten, ließen sämtliche Unterlagen über Wilhelm den Tollen dem Feuer überantworten und kolportierten statt dessen – ebenfalls sich schämend, ob der Ausgrenzung der sammelnden Minderheit – die Geschichte des Wilhelm Tell.

Soweit nicht anders angegeben:
Texte © Olaf A. Feierfeil